zu Besuch im Salon

Besuch beim Friseur – nach sechs Wochen Pause dürfen die Friseure wieder ran / ein Erfahrungsbericht aus dem Salon von Christian Hess

Autor: Ralf Marker; ©Marker

Veröffentlichter Artikel in den Fränkischen Nachrichten „Einmal waschen und schneiden“ vom 06.Mai 2020

In Zeiten der Corona-Pandemie muss man auf vieles verzichten. Etwa auf den regelmäßigen Besuch beim Friseur. Der ist jetzt aber wieder möglich. Ein Erfahrungsbericht.

Walldürn. Alle fünf bis sechs Wochen – spätestens – steht ein Haarschnitt auf dem Programm, jede Woche wird der Bart gestutzt und die Konturen nachgeschnitten. Das wäre auch am 21. März bei mir so gewesen. Aber am Abend ereilt mich der Anruf. „Ab morgen ist der Friseursalon geschlossen“, teilt mir Christian Hess vom Frisörsalon Hess am Telefon mit. Die Corona-Krise, damals noch stetig anwachsend, erfasste immer mehr Bereiche. Na ja, denke ich mir: „Zwei, drei Wochen geht’s noch.“

Letztendlich sind es dann doch ein paar Tage mehr geworden. Aber jetzt geht es wieder. Mein Friseur hat mich angerufen: Ich darf kommen! Der Bericht steht stellvertretend für die Friseursalons in der Region, die wieder öffnen dürfen.

Zwischenzeitlich kamen Gedanken an eine Haarschneidemaschine auf. Sind ganz günstig zu haben, so die Werbung. Bilder und Videos von danebengegangenen Versuchen im Internet machen aber schnell klar: Lieber warten und wachsen lassen.

Am Mittwoch war es dann soweit. Schon zehn Minuten vorher stehe ich vor dem Salon – darf aber noch nicht rein. Alles genau geregelt; einfach reinmarschieren ist nicht. Der Besuch ist so ganz anders, als das vor dem Corona-Virus der Fall war. Gesichtsmaske bei Personal und Kunden, nur wenige Leute im Laden, nicht oder nur wenig reden –mit einem herkömmlichen Friseurbesuch wie in früheren Zeiten ist das nur bedingt zu vergleichen. Belinay Dede, Auszubildende im Salon, wäscht mir erst einmal die Haare.

Wenig Reden

Christian Hess und ich sind begeisterte Serienstreamer und haben uns jeden Samstag ausgetauscht: „Muss man gesehen haben“ oder „kann man gucken, muss aber nicht sein“. Das fällt jetzt auch weg. Reden soll man ja nur das Nötigste. Das fällt schwer – aber wenn es der Sicherheit und der Gesundheit dient . . .

Christian Hess – und mit ihm sicher alle Berufskollegen – sind einfach nur froh, dass sie jetzt wieder arbeiten dürfen. Auch wenn das mit vielen Vorgaben verbunden ist. Die „gemeinsame Richtlinie des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau und des Ministeriums für Soziales und Integration zur Eindämmung von Übertragungen mit dem Corona-Virus (SARS-Cov-2) in Friseurbetrieben“ – so der offizielle und schön lange Titel – ist da eindeutig.

Bei der Terminvergabe ist bereits der Kundenwunsch abzuklären, um die Kommunikation im Friseursalon auf ein Minimum zu reduzieren. Ebenso ist darauf hinzuweisen, dass die Dienstleistung nur durchgeführt werden kann, wenn der Kunde eine Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) benutzt. Diese muss bereits beim Betreten des Friseurbetriebes getragen werden.

Wo immer möglich ist ein Abstand zu den Kollegen sowie zu anderen Menschen, also den Kunden, von mindestens 1,50 Meter einzuhalten. Dies gilt natürlich nicht für die Dauer der Friseurdienstleistung, sonst wäre es ja auch schwierig mit dem Waschen und Schneiden. Und ich würde so behandelt, wie das auf einem der unzähligen Videos zu sehen ist, die derzeit im Umlauf sind: Wassereimer und so!

Eingehalten werden müssen die erforderlichen Schutzmaßnahmen: Körperkontakt mit der Kundschaft, zum Beispiel Händeschütteln oder Umarmen, ist zu vermeiden. Für die Arbeit sind den Beschäftigten medizinische Mund-Nasen-Schutzmasken zur Verfügung zu stellen.

Dann kommt ein heikler Punkt: Während der Tätigkeiten ist die Kommunikation mit der Kundschaft auf ein Minimum zu beschränken und darf nur mit Blickkontakt „über den Spiegel“ erfolgen; die direkte Kommunikation ist nicht zulässig. Für einen Friseursalon eine besonders einschneidende Vorgabe – wird doch gerade hier sonst gerne und oft ein Schwätzchen gehalten. Auf Dienstleistungen, die das Gesicht betreffen – beispielsweise Bart, Augenbrauen oder Wimpern –, ist zu verzichten und auf das Föhnen der Haare sollte nach Möglichkeit auch verzichtet werden.

Neben dem Dienst am Kunden gibt es auch genaue Vorgaben für die Räume und das Handwerkszeug. Die Friseurräume müssen jederzeit während der Arbeitszeiten über ausreichend Frischluft verfügen. Eine ausreichende Anzahl an Handwaschgelegenheiten mit fließendem Wasser, Seife und Einmalhandtüchern ist in der Nähe der Arbeitsplätze bereitzustellen. Es ist sicherzustellen, dass Pausenräume oder -bereiche über leicht zu reinigende Oberflächen verfügen, die täglich geputzt werden. Die Friseurwerkzeuge sind nach jedem Gebrauch zu desinfizieren. Die Macher der Richtlinie haben echt an alles gedacht!

Hygiene wird groß geschrieben

Die Friseurstühle sind vor deren Benutzung durch einen weiteren Kunden, insbesondere im Bereich der Armlehnen, mit Seifenlauge zu reinigen. Die Kunden müssen beim Betreten des Friseursalons die Möglichkeit haben, ihre Hände zu desinfizieren, und es ist darauf zu achten, dass die Kunden von der Desinfektion ihrer Hände Gebrauch machen. Ich habe natürlich nicht daran gedacht – werde aber sofort dezent darauf hingewiesen.

Christian Hess hat neben dem Salon in Walldürn noch einen im bayrischen Miltenberg. Da war schon am Mittag des 20. März klar, dass der Salon geschlossen wird. Baden-Württemberg folgte am Nachmittag. Die Schließung der Friseurläden hatte die baden-württembergische Landesregierung am Abend des 20. März verkündet. Die Regelung galt dann ab Samstag, 21. März. „Das ging alles sehr schnell“, sagt Hess im Rückblick.

Viel telefoniert

Die Tage darauf war er erst einmal mit Telefonieren beschäftigt. Da gab es eine Menge Kundentermine abzusagen. Und in der Zeit danach stand einiges an Verbandsarbeit und Austausch mit Kollegen auf dem Plan.

Als dann klar war, dass die Friseure unter Auflagen wieder öffnen dürfen, haben sich Christian Hess und seine Mitarbeiter wieder ans Telefon geschwungen – und mit den Kunden Termine abgesprochen. „Viele waren froh, als wir uns gemeldet haben.“ Und er lobt die Disziplin seiner Kunden. „Sie sind gut informiert, wie sie sich zu verhalten haben. Da muss ich nicht viel sagen.“

„Fühle mich freier“

Nach gut 30 Minuten ist dann alles vorbei. Ein kleines Häuflein Haare liegt am Boden. Und ich fühle mich irgendwie freier.

Das tun auch Christian Hess und seine Berufskollegen. Nach sechs Wochen Zwangspause dürfen sie wieder ran an die Köpfe ihrer Kunden!